00:00:00: Music. LINA Willkommen zu einer eher ungewöhnlichen
00:00:15: Folge unseres Praxis-Talk Brand Storytelling,
00:00:17: und des Internet Marketing Podcasts. Wir machen nämlich heute eine Crossover-Folge und dabei treffen geballte Storytelling und Social-Media-Marketing Expertise aufeinander. Und weil
00:00:29: alles ein bisschen anders ist heute, gibt es nicht nur ein Gespräch, sondern auch die Moderation von mir an Anna-Lina.
00:00:35: Gemeinsam mit Nora Feist und Björn Tantau betrachten wir die Schnittstelle von Storytelling und Social Media etwas genauer. Wie ihr wisst ist Nora gemeinsam mit Miriam Rupp Geschäftsführerin von Mashup Communication,
00:00:48: der PR und Brand Storytelling Agentur in Berlin.
00:00:52: Björn ist Experte für digitales Marketing in Hamburg. Die erste Folge unseres Crossovers gibt es bereits in seinem Internet Marketing Podcast zu hören.
00:01:02: Und jetzt geht's auch direkt weiter mit der zweiten Folge bei uns und dabei wünsche ich euch viel Spaß!
00:01:07: Music. LINA Dann leg ich mal
00:01:19: direkt los mit der ersten Frage: Die Social Media Welt ist schnelllebig. Wie können Marken hier sogenannten "Evergreen Content" erschaffen und
00:01:27: vielleicht kannst Du zunächst einmal erklären was "Evergreen Content" eigentlich ist und wie Storytelling dabei hilft.
00:01:33: BJÖRN Ja, "Evergreen Content" ist das, was immer alle haben wollen. Also ein Content Piece was alle toll finden was ewig lange hält.
00:01:41: Und was gut funktioniert, das viel geteilt wird was die Leute quasi mitnimmt und was sie,
00:01:47: ja, begeistert. Das ist der gute alte "Evergreen Content" der auch außerhalb von Social Media übrigens sehr beliebt ist. Also überall dort, wo man letztendlich auf etwas längerfristig
00:01:56: zurückgreifen kann. Storytelling hilft natürlich dabei, indem man das ganze unterstützt. "Evergreen Content" ist also eine
00:02:02: Sache, die heute interessant ist aber auch noch in 5 Jahren. Dass du beispielsweise als Publisher sagst:
00:02:10: "Nee ich muss jetzt nicht wie eine Tageszeitung jeden Tag 50 neue Meldung rausballern, sondern ich habe ein Thema, das immer interessant ist." Ein ganz
00:02:18: dumpfes Beispiel für "Evergreen Content": Reiseratgeber. Also zum Beispiel "Verreisen mit Kindern", "Verreisen mit Tieren" oder "Verreisen nach Afrika".
00:02:27: Aber auch was man auf der Reise mit dem Hund beachten muss oder mit Kleinkindern. Was musst du in Afrika beachten, wogegen musst du dich impfen lassen, damit du nicht an wie Malaria erkrankst, solche Sachen. Das ist
00:02:37: "Evergreen Content" jetzt mal rein von der Definition her. Das ist natürlich nicht so spannend im Bereich Storytelling, weil man vielleicht keine Kampagne macht zum Thema Malaria Impfschutz.
00:02:44: Das ist sicherlich auch wichtig, aber es gibt wahrscheinlich Themen die spannender sind.
00:02:48: Interessant ist dann eher wenn man sich Marken anschaut, die sich z.b. in Social Media präsentieren wollen. Wir hatten das Beispiel schon bei mir
00:02:56: in der Folge. Thema adidas, die bei Instagram Influencer Marketing machen. Die bauen dann eine richtige Story auf, innerhalb eines Themenbereichs, von A bis Z,
00:03:05: da ist alles mit drin. Das sind halt Geschichten, die letztendlich insofern Evergreen sind weil sie immer weiter geschrieben werden,
00:03:12: sowohl von den Marken selber als auch von der Community, die sich dann über Social-Media mit einhakt. Und das ist letztendlich genau das, was meines Erachtens
00:03:20: Marken machen sollten. Indem sie sich vornehmen Content zu bauen, der tatsächlich nicht nur heute interessant ist, sondern auch morgen. Und selbst wenn er vielleicht
00:03:29: mit der Zeit etwas älter wird, dass er zumindest aufgefrischt wird. Das man immer sagen kann man ist noch immer die Marke, die dafür steht.
00:03:39: Und dann an dem Image und am Konzept weiter gearbeitet wird. Das ist tatsächlich fließender "Evergreen Content" aber das
00:03:45: Ziel ist letztendlich das Ganze so zu machen, dass die Leute auch in Social Media immer wieder auf diese Dinge zurückkommen. Es gibt z.b.
00:03:52: Sachen die in Social Media immer wieder auftauchen. Irgendwelche Memes - sei es wie früher die Game of Thrones Memes,
00:03:59: die gab es von der ersten bis zur letzten Season. Da kam immer wieder der Typ der sagt: "One does not... Dingsbums" und dann mit seiner Hand rumgefuchtelt hat. Das ist "Evergreen Content", zwar ein bisschen simpel gestrickt,
00:04:13: aber der funktioniert sowohl vor fünf Jahren als auch heute
00:04:17: bei der Zielgruppe. Dazu eine Story und das Ganze auf Social Media posten, das funktioniert schon ganz gut. Das ist auch ein guter Weg, um dieser Schnelllebigkeit die du angesprochen hast, entgegenzuwirken. Denn
00:04:27: in dieser Schnelllebigkeit, die ja zweifelsohne da ist, ist es natürlich wichtig für Marken, dass sie versuchen ihr Produkt ein bisschen zu manifestieren.
00:04:36: Damit es nicht aus dem Gedächtnis sofort rausfällt, um es dann ein Jahr später bei der nächsten Staffel der TV-Serie wieder benutzen zu können. Fußball ist zum Beispiel auch ein schönes Thema, wo solche Sachen gemacht werden. Aber
00:04:51: ich denke da kennt ihr auch noch ein paar interessante Beispiele zu.
00:04:54: NORA Genau, ich kann auch nur wiederholen, dass es wichtig ist zeitlose wiederkehrende Formate zu schaffen. Die eben auch einen Wiedererkennungswert schaffen und dass dadurch eine Bindung zum Unternehmen
00:05:05: aufgebaut wird. Also ganz wichtig ist auch heutzutage, Stichwort Employer Branding, dass du beispielsweise potenzielle Mitarbeiter
00:05:13: an dein Unternehmen heran führst und sie bindest. Selbst wenn die sich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht damit auseinandergesetzt haben, dass sie bei dir arbeiten könnten, aber dass du da auch schon eine Brand aufbaust.
00:05:22: Und das kannst du ja beispielsweise auch durch
00:05:25: Content schaffen. Dass du z.B. Zitate von Mitarbeitern immer wieder einfließen lässt in deinen Kanal oder eben Mitarbeiterbilder und vielleicht auch Unternehmenswerte visuell aufbereitest. Oder eben mit Statements und so weiter, damit du quasi immer Content schaffst,
00:05:41: wo Leute eben auch lernen
00:05:42: dass das eine Kategorie ist, die in deinem Kanal immer wieder kommt und da kannst du dich dann eben auch austoben. Denn im Prinzip, wenn du erstmal Content angesammelt hast, dann hast du den aufbereitet und hast erstmal in dieser Kategorie beispielsweise für jeden Freitag Content.
00:05:57: Das muss natürlich nicht der "Freitag Faktencheck" sein, aber du hast halt einfach einen Redaktionsplan. An dem Tag weißt du, was kommt und dann sitzt du auch nicht davor und denkst: "Aber was mache ich denn heute?". Wenn du also mehrere Formate schaffst, die "Evergreen Content" sind
00:06:09: dann hast du es auch für deinen ganzen Kanal und für deine Planung viel leichter. BJÖRN: Genau.
00:06:15: LINA Wir haben jetzt schon viel an die Hand bekommen, was Marken oder Unternehmen tun sollten
00:06:20: und da stellt sich natürlich auch die Frage: Was sind denn häufige Fehler die in Bezug auf Storytelling auf Social Media gemacht werden? Björn: Gibt's da Dinge die du immer wieder beobachtest, die man aber tunlichst vermeiden sollte? BJÖRN Ja, natürlich der Klassiker: Zielgruppe verfehlt!
00:06:34: Also nicht zu wissen, wen möchte ich überhaupt womit ansprechen.
00:06:39: Es wird immer gesagt du brauchst Reichweite und Aufmerksamkeit. Das ist auch alles richtig, aber die Reichweite bei den falschen Leute bringt dir auch nichts. Wenn du Vanille-Eis verkaufen willst und du landest bei Leuten, die nur Schoko essen, dann verkaufst du nichts, so einfach ist das.
00:06:52: Und das machen viele falsch, weil sie vorher nicht genau hingucken und nicht hinhören. Es ist doch heutzutage so simpel
00:06:57: speziell in den großen sozialen Netzwerken, die vielleicht nicht mehr so sexy sind. Also vielleicht sagen jetzt manche, dass Facebook schon so outdated ist, aber das ist natürlich Quatsch.
00:07:05: Man muss hingucken und sich angucken, wie da diskutiert wird. Also Social Media Monitoring und vor allem Listening. Was viele immer als ein bisschen lästig erachten.
00:07:14: Sich einfach einmal hinsetzen, so zwei Stunden, und mal gucken, was denn überhaupt so geschrieben wird. Was gesagt und behauptet wird.
00:07:23: Das nicht zu machen ist ein großer Fehler, weil die dann einfach loslegen und denken, wir müssen jetzt mal was auf Plattform XY machen.
00:07:34: Wir haben das in der ersten Folge schon gesagt,
00:07:36: ganz aktuell zur Zeit ist die Aussage "Wir müssen jetzt auch mal was auf TikTok machen.". Ich kenne das von vor acht Jahren: "Wir müssen jetzt auch mal was auf Facebook machen.". Und dann in acht Jahren wird es heißen: "Wir müssen jetzt mal was auf... keine Ahnung... Schubidu machen.". Oder wie das dann heißen wird.
00:07:48: Es geht darum dir zu überlegen wo sind die Leute,
00:07:53: die ich erreichen will, aber erreiche ich auch die richtigen, damit ich nachher auch mein Ziel erreiche. Zum Beispiel das Ziel "Umsatz", das haben wir auch vorhin schon genannt, darum geht's ja letztendlich in Storytelling-Kampagnen
00:08:05: in Social Media. Oder Social Media Kampagnen mit Storytelling, das ist völlig egal. Wenn du am Ende nicht das raus bekommst, das du reingepackt hast,
00:08:12: dann wird das Ganze zu einer Nullnummer oder Minusnummer. Und das ist nicht wirtschaftlich, für kein Unternehmen der Welt, und auch nicht für Agenturen, für Unternehmer oder für Freelancer.
00:08:21: Insofern ist diese Zielgruppen-Unkenntnis und manchmal auch das absichtliche ignorieren der Zielgruppe
00:08:27: aus meiner Sicht eigentlich der schlimmste Fehler, den man machen kann. Und er ist deswegen so dramatisch, weil er so leicht zu vermeiden wäre.
00:08:35: Du musst einfach nur mal hingucken und mal zuhören und dir Zeit nehmen - und auch ein bisschen Geduld haben. Also dich mal hinsetzen und dir sagen: "So, jetzt höre ich mir das mal an.".
00:08:44: Auch wenn von dem, was gesagt wird, vielleicht 80 Prozent Grütze sein mag. Ist ja möglich. Aber trotzdem dann daraus zu filtern, was die 20% sind, die interessant sind. Das nicht zu tun, ist ein ganz wichtiger Fehler.
00:08:54: Und der zweite Fehler ist dann natürlich das Ganze falsch aufzubereiten. Dass man zwar weiß, wer die Zielgruppe ist in Social Media
00:09:00: und die auch erreichen will, aber dann halt keine gute Story macht. Sondern ein Prospekt postet oder die Lobes-Meldung vom Umsatzziel oder von der Auktionsversammlung, was weiß ich. Das erreicht dann schon die richtigen Leute,
00:09:14: aber das will keiner hören. Das sind aus meiner Sicht die beiden größten Fehler. Hast du noch einen Fehler, Nora, oder pflichtest du mir bei?
00:09:22: NORA Ich pflichte dir sowieso bei, aber ich habe noch drei Fehler. Einmal, was du ja auch gesagt hast, dieses "Ja wir sollten jetzt auch mal auf der und der Plattform sein", obwohl man schon von vorne herein gar keine Idee hat, was man da macht. Dann macht das gar keinen Sinn. Also sich zu überlegen man müsse da jetzt auch vertreten sein, aber gar nicht zu wissen was eigentlich das ist,
00:09:37: das ich da als Content rausgebe. Das ist halt Schwachsinn. Es geht eher darum sich zu überlegen was die Story ist
00:09:42: und über welche Kanäle sich diese am besten erzählen lässt. Also abgesehen davon, dass ich natürlich wissen muss, wo meine Zielgruppe ist. Ich brauche nicht die Zielgruppe 50+ bei TikTok ansprechen wollen, da gehe ich lieber zu Facebook, beispielsweise.
00:09:53: Zweitens ist es ganz wichtig, gerade in Bezug auf Storytelling, dass ich eben nicht die sogenannte dunkle Macht des Marketing anwende. Also dass ich jetzt nicht nur wieder mit Werbung komme.
00:10:03: Das will keiner sehen. Keiner möchte die ganze Zeit Rabattangebote und Produkt sehen, sondern dass Marken auch wirklich versuchen
00:10:10: Geschichten zu erzählen. Dass ich überlege, was die Zielgruppe eigentlich darüber hinaus interessiert. Wenn die Werbung gucken wollen, dann weiß ich auch nicht, wo die dann sind, aber jedenfalls nicht auf meinem Facebook-Kanal.
00:10:21: Und der letzte Punkt, das hatten wir ja auch schon besprochen, ist, das man eine einheitliche Brand Voice haben sollte. Also wenn man jetzt
00:10:29: wieder anfängt total durcheinander zu posten und die Zielgruppe weiß überhaupt nicht, was sie da erwartet.
00:10:34: Da sind die Follower eher verwirrt und das bringt niemandem etwas. Die müssen einen roten Faden erkennen von dem was ich da tue. Und da hilft "Evergreen Content" natürlich auch, weil dann haben sie ja gelernt was auf dem Kanal passiert. Aber grundsätzlich hilft da eben auch schon um zu wissen, wie eine Marke auftritt und was
00:10:49: mich dort erwartet. Und dann kann ich entscheiden, was mich interessiert, ob ich lustigen Content gar nicht gut finde, oder ob ich lieber einer Marke folge, die mich unterhält.
00:10:57: Oder ich gehe auf den Kanal, wo ich informiert werde und was anderes blende ich dann aus. Ich habe nämlich zum Beispiel mal jemanden getroffen, der fand
00:11:05: den Instagram Kanal der BVG total bescheuert.
00:11:12: Da meinte ich, dass das ja ein anderes Konzept - da sie dort immer andere User einladen eine bestimmte Zeit lang regelmäßig Fotos zu machen und das fand der doof. Denn der Facebook-Kanal ist was ganz anderes. Aber das ist halt gelernt, dann weiß ich was ich will
00:11:26: und dann bleibe ich da vielleicht auch oder eben nicht. BJÖRN Genau. LINA Ja, super interessant. Wir haben in der letzten Folge schon erfahren, dass
00:11:33: Reichweite generieren oder auch den Umsatz steigern nicht die primären Ziele von Storytelling auf Social Media sein sollten. Deswegen jetzt noch einmal ganz konkret nachgefragt: Was ist das
00:11:45: Ziel von Storytelling auf Social Media? Einiges hattet ihr auch schon angerissen, aber vielleicht können wir das noch mal zusammenfassen. Nora?
00:11:53: Im Prinzip das, was Björn vorhin auch gesagt hat. Ich sehe eben auch
00:11:57: Social Media wie ein Lagerfeuer. Das war schon immer der Sinn: Geschichten waren schon immer das Bindeglied, das eine Community zusammen gehalten hat. Da wurden die Erfahrungen weitergetragen, da wurde vielleicht auch mal zum Krieg aufgerufen und so weiter. Aber das war quasi
00:12:15: ein Ort, wo Leute sich getroffen haben und wo sie ein Thema diskutiert haben oder aufgeklärt wurden. Und vielleicht auch in unterhalten wurden.
00:12:22: Und im Prinzip sehe ich das genauso bei Social Media. Dass du als Unternehmen wissen musst, was für ein Ziel du dort hast und das kannst du dann verfolgen. Und das kannst du dann eben auch durch Storytelling unterstützen. Indem ich entweder
00:12:36: einen
00:12:37: Serien-Marathon mache oder eben auch kurzweilige Geschichten erzähle. Aber ich muss immer wissen, was mein Ziel ist. Möchte ich Leute zu etwas bewegen? Möchte ich aufrufen zu etwas?
00:12:47: Dann setze ich zu diesem Ziel Storytelling ein. Oder habe ich ganz andere Ziele? So sehe ich das.
00:12:53: BJÖRN Ja, was du eben auch schon angemerkt hast und mir noch eingefallen ist, ist das Thema "digitaler Marktplatz".
00:13:02:
00:13:04: Wenn Leute mich fragen: "Warum ist Facebook so wie es ist? Warum gibt es da so viele interessante Sachen, aber auch so viel Schrott? Und so vielen Nettes, aber genau so viel nicht Nettes?". Dann sage ich immer,
00:13:15: dass das jetzt letztendlich der Dorfplatz von vor 500 Jahren ist, nur etwas größer und digital.
00:13:20: Da sagen viele immer, dass früher diese seltsamen Meinungen nur beim Stammtisch geäußert wurden und jetzt öffentlich und das stimmt auch. Aber letztendlich ist es genauso wie früher,
00:13:29: das Treffen der Menschen an einem bestimmten Treffpunkt.
00:13:34: Manche unterhalten, manche erzählen sich Stories und tauschen Klatsch und Tratsch aus. Und am Rande des Marktplatzes sind dann halt die Händler, die versuchen was zu verkaufen.
00:13:42: Ihr sitzt ja in Berlin, ich in Hamburg und in Hamburg haben wir unseren Fischmarkt.
00:13:47: Und wenn da Sonntagmorgen der Aale-Dieter loslegt, um seinen Fisch zu verkaufen, dann macht der Storytelling par excellence.
00:13:53: Das ist ein bisschen laut, das ist ein bisschen schrill, aber der erzählt zu jedem verdammten Fisch den er ins Volk wirft eine Story. Das muss man erstmal hinbekommen. Und das ist genau das, worum es geht:
00:14:04: Wenn du schon die Leute auf diesem digital Marktplatz hast, dann musst du dir auch überlegen, dass du die richtige Story erzählst. Denn sonst -
00:14:12: und da sind wir alle gleich - hören wir halt weg, wenn es uns nicht interessiert.
00:14:17: Deswegen fällt ja auch keinem mehr die Waschmittelwerbung auf, weil wir alle wissen es wird noch weißer und
00:14:22: noch sauberer und irgendwann ist es dann transparent. Aber das ist genau der springende Punkt. Deswegen ist das, was du gesagt hast genau richtig. So funktioniert es einfach und das muss man wissen als Unternehmen.
00:14:32: NORA Um dann noch mal auf die Fehler zurückzukommen, einfach nur laut zu sagen "Das Produkt habe ich, kaufte es!" funktioniert nicht. Wenn das jetzt Aale-Dieter machen würde und einfach sagen würde: "Hier, meinen Aal.", würde den vielleicht keiner kaufen. Aber wenn er eine Geschichte erzählt, schon.
00:14:45: Es gibt ja dieses Beispiel, wo mal eine Plastik Blockflöte auf eBay verkauft wurde und die Verkäufer eine Geschichte drum herum erzählt haben. Wo die Blockflöte her kam, was sie mit ihr schon erlebt haben. So haben die dann richtig viel Geld damit gemacht.
00:14:59: Das heißt erstens, dass die Leute das sympathischer finden und mehr mitfiebern. Alleine nur dieser emotionale Wert,
00:15:06: den diese Blockflöte dann hat, veranlasst sie dazu mehr Geld auszugeben. Das ist ja im Prinzip genau das, was auch Marken machen. Die wollen
00:15:13: Emotionen zum Produkt aufbauen und etwas auslösen, warum du das jetzt haben willst. Das ist ja das, was ich vorhin gesagt habe. Egal, ob
00:15:19: adidas, Nike oder ein anderes Unternehmen, am Ende verkaufen sie alle Turnschuhe. Deswegen muss die Story drumherum erzählen, warum Leute die kaufen möchten. Und die Möglichkeit geben sich damit identifizieren zu können. Und dann ist es auch so, dass durch Geschichten natürlich auch Sachen hängen bleiben.
00:15:31: Denn wenn dir jetzt einfach drei Fakten oder drei Zahlen um die Nase werfen würde, dann würdest du dir das nicht merken. Wenn ich aber dazu eine Geschichte erzähle
00:15:40: wie ich zum Beispiel 97 Treppenstufen hochgerannt bin und dann die fünf Bauern getroffen habe, dann verknüpfst du das mit einem Bild vor deinem geistigen Auge. Dann merkst du dir das und nur, wenn du es dir gemerkt hast, kannst du es auch weiter erzählen.
00:15:52: Und wieder andere Leute damit anstecken. Nur wenn du dich länger mit der Geschichte beschäftigt hast, teilst du sie auch. Eher, als wenn du einfach nur trockene Fakten bekommst. Du willst
00:16:03: deinen Freunden
00:16:05: schließlich auch guten Content weiterleiten. Die sollen ja auch nicht sagen, dass das immer so langweilige Sachen sind, die du teilst, sodass sie das nicht mehr sehen wollen
00:16:14: und sich denken: "Den mute ich jetzt mal.". BJÖRN Genau, das ist übrigens psychologisch ein wichtiger Faktor bei Social Media. Das ist der Grund, warum Menschen Beiträge teilen.
00:16:26: Um sich bei anderen, ich will nichts sagen "wichtig" zu machen, aber um etwas zu teilen,
00:16:31: das auch spannend ist. Aus Berlin stammt ja beispielsweise der von mir sehr geschätzte Felix Lobrecht.
00:16:37: Den kennt ihr hoffentlich auch? Der ist sehr witzig und hatte früher immer die Story von seinem Kumpel Matze erzählt und Matze erzählt immer Null-Geschichte.
00:16:45: Also das heißt die fangen immer total geil an und am Ende ist es dann doch eine langweilige Story. Und das ist genau, was ich meine. Wenn du etwas
00:16:54: anzubieten hast, was andere Leute letztendlich auch teilen, weil sie das cool finden,
00:17:00: dann kommst du in den Augen deiner Freunde und Freundesfreunde auch nicht ganz so lame rüber. Sondern sie finden das cool und wissen, dass du immer super Postings verteilst. Ob das jetzt immer so ist weiß ich nicht, aber es ist ein Beispiel und untermauert genau das, was du gerade gesagt hast:
00:17:14: Dass die Firmen entsprechend Futter, also guten Content, anbieten müssen, das sich lohnt geteilt zu werden. Und eben nicht nur drei trockene Zahlen.
00:17:23: LINA Ja, das ist wirklich interessant, gerade wenn du jetzt schon Felix Lobrecht ansprichst.
00:17:26: Da komme ich direkt zu meiner nächsten Frage: Inwieweit nämlich Influencer, oder auch die eigene Community, eingesetzt werden können um Storytelling auf Social Media umzusetzen?
00:17:36: Vielleicht kannst du da noch mal näher drauf eingehen? BJÖRN Ja, das haben wir eben schon angerissen. Also Felix Lobrecht ist jetzt kein Beispiel für Influencer Marketing. Wenn man es natürlich schafft, dass er bei NightWash oder so deine Marke erwähnt, wäre das zwar super,
00:17:48: aber ich glaube er ist eher jemand, der selber Influencer hat. Aber Spaß beiseite. Also anschließend an das, was wir eben gesagt haben: Du solltest Dinge machen,
00:17:58: mit dem du die Influencer erreichen kannst. Die müssen überzeugt sein von dem Content und dem Unternehmen und sich sagen,
00:18:03: dass dieser es ihnen persönlich wert ist zu teilen. Für die Leuten, die auf ihr Urteil vertrauen, soll dieser Inhalt natürlich wertvoll sein. Denn jeder Influencer,
00:18:14: zumindest jeder vernünftige Influencer, aus meiner Sicht, gibt nur das weiter, wofür er auch stehen kann. Es gibt sicher auch Influencer,
00:18:20: die bewerben allen möglichen Dreck, weil gut dafür gezahlt wurde, das kann auch sein, das kann ich nicht beurteilen. Aber ich persönlich würde immer nur das weitergeben, wo ich auch dahinter stehe, wo ich sagen kann, dass ich das gut finde.
00:18:31: Und das ist letztendlich die Lösung. Wenn jetzt jemand Influencer oder die Community einspannen möchte, für Werbung oder Product Placement,
00:18:41: dann muss das natürlich mit einer Story passieren und mit einer Geschichte, die auch wirklich funktioniert.
00:18:46: Wo die Leute auch dahinter stehe und auch bereit sind, das anderen Leuten zu empfehlen, ohne im Video rot zu werden.
00:18:56: Denn auf Dauer macht man sich das Geschäft kaputt, wenn man immer Sachen empfiehlt, die schrottig sind.
00:19:02: Und wenn du immer langweilige Null-Geschichten teilst oder Fakten,
00:19:08: die nicht unterfüttert sind, dann finden die Leute das langweilig und hören einfach nicht mehr zu. Und wenn sie nicht mehr zuhören, dann kannst du sie nicht mehr erreichen. Und "nicht mehr erreichen können" ist ja gleichbedeutend mit "keine Reichweite haben". Wie wir schon besprochen haben, sorgt das dann letztendlich auch dafür, dass die sekundären Ziele wie Umsatz und Abverkauf
00:19:22: nicht mehr funktionieren können. Ergo muss man sich genau überlegen,
00:19:26: wie man sie einsetzt. Damit man seinen Followern genau das Richtige mitgibt, um dann auch sagen zu können das ist wirklich guter Content. Den kannst du jetzt benutzen, um die Leute in deiner Community
00:19:36: damit zu
00:19:37: inspirieren.
00:19:46: Deswegen würde ich sagen ist das einer der praktikabelsten Wege. NORA Ja, ich würde dazu noch ergänzen, dass es ganz wichtig ist,
00:19:55: auch wieder basierend darauf, wenn ich als Unternehmen weiß, was meine
00:20:00: eigene Story ist, was die Story ist, die ich weitergeben möchte und wer meine Zielgruppe ist, dass ich genau schaue welche Influencer eignen sich wirklich dafür. Also wer passt wirklich auch zu mir als Marke, damit es glaubwürdig ist. Und dass ich dann schaue
00:20:15: ob es jemand ist, der auch als Brand Ambassador arbeiten kann und nicht jemand, der im Prinzip jeden Tag nur Werbung macht. Sondern dass man eben schauen kann
00:20:25: ob meine Marke glaubwürdig in den Alltag des Influencers passen würde. Man sieht oft ganz schreckliche Beispiele, wenn ich z.B. an Choral denke. Da
00:20:33: nimmt jeder halbe Influencer-Promi diese Flasche in die Hand und ist an den absurdesten Orten mit dem Weichspüler rumgerannt.
00:20:42: Das passt eben nicht. Es muss auch wirklich wieder in die Geschichte des Influencers passen, denn der muss dann auch die Leute mitnehmen.
00:20:48: Und ihnen erklären, warum er dieses Produkt vorstellt, ohne, dass es Schleichwerbung ist. Sondern
00:20:54: wirklich glaubwürdig den Followern vermitteln, warum genau dieses Produkt vorgestellt wird und was die dann auch davon haben - denn er hat natürlich auch was davon.
00:21:01: BJÖRN Genau. LINA Super, dann jetzt zu meiner abschließenden Frage, Björn: Wir haben schon darüber gesprochen, dass Facebook von manchen bereits tot gesagt wird.
00:21:11: NORA Seniorentreff. Da
00:21:16: rücken jetzt ganz neue Plattformen in den Fokus der Aufmerksamkeit. TikTok hattest du z.B. vorhin schon angesprochen oder auch ist Snapchat. Werden diese neuen Plattform in Zukunft die Art verändern, wie Marken Geschichten erzählen?
00:21:31: BJÖRN Das muss man differenzieren. Zum Teil ja, aber nicht komplett. Was sich auf jeden Fall verändern wird ist die Darbietungsweise. Klar, du musst etwas auf
00:21:38: TikTok anders inszenieren, als auf Facebook, wegen des Story-Formats.
00:21:43: Es sei denn du konzentrierst dich auch bei Facebook auf die Stories. Und natürlich musst du dich auch von der Zielgruppe inspirieren lassen.
00:21:49: Du kannst auf TikTok keine Kampagne fahren, die auf 40+ ausgelegt ist - also kannst du schon machen, da gibt's auch ein paar die 40+ sind,
00:21:57: aber eben nicht so viele wie die, die unter 20 sind.
00:22:00: Das wird ja auf jeden Fall verändern, diese Kleinigkeiten, die Darstellungsweise. Genau wie du heutzutage
00:22:08: kein Freizeitbad mehr hinbauen kannst, mit den Standards von1950. Da würde niemand mehr reingehen, weil es
00:22:15: keine Riesenrutsche und kein Whirlpool hat und sowas geht halt nicht. Aber das Prinzip des Geschichtenerzählens wird gleich bleiben.
00:22:22: Weil es seit der Steinzeit gleich ist. Wir haben das digitale Lagerfeuer schon mehrfach genannt.
00:22:27: Und die Menschen machen seit es sie gibt genau das: Sie sitzen zusammen und unterhalten sich über irgend etwas. Vor 500000 Jahren über die Mammut-Jagd,
00:22:35: heute über die neuesten Sneaker. Aber zusammensitzen, sich austauschen, kommunizieren, das wird immer so bleiben. Deswegen
00:22:44: sollte man nicht die Plattform in den Vordergrund stellen, denn die Plattform ist austauschbar.
00:22:50: Wie gesagt, jetzt ist TikTok gerade der neueste heiße Scheiß und in fünf Jahren ist vielleicht etwas anderes. Und vor fünf Jahren war es Snapchat, das ändert sich ständig. Aber das Prinzip, dass die Menschen kommunizieren wollen,
00:23:00: das wird immer gleich bleiben. Deswegen wird's auch Storytelling immer, genau wie "Evergreen Content", also Dinge, über die man sich austauschen möchte.
00:23:08: Deswegen gibt es auch immer noch Sportarten. In den USA ist es American Football oder Baseball, bei uns ist es normaler Fußball, also Soccer,
00:23:16: was populär ist. Natürlich gibt's da mal ein paar neue Regeln, z.B. den Videobeweis oder es gibt härtere Strafen. Aber das Spiel an sich,
00:23:25: dass 22 Typen hinter einem Ballen hinterher laufen, das ändert sich nicht. Das bleibt gleich. Und am Ende muss immer jemand ein Tor schießen oder mehrere Tore.
00:23:33: Das heißt: Das alles bleibt gleich, aber die Umgebungsvariablen ändern sich. Die Art, wie man sich etwas anschaut, die Art, wie man etwas inszeniert. Das ändert sich, das Handwerkliche
00:23:44: wird anders. Genau wie Autos sich entwickeln von einem Benzin- zum Elektromotor. Aber das Grundkonzept,
00:23:51: dass man eine Geschichte erzählst und Leute damit ansprechen muss,
00:23:56: die passen, das wird sich nicht verändern. Denn das würde ja heißen, dass sich die Interessen der Menschen
00:24:02: komplett verändern. Jemand, der von Berufs wegen Ingenieur ist,
00:24:06: der wird sich auch Zeit seines Lebens für Ingenieur-Themen interessieren. Und nicht mit 40 sagen "Ich höre jetzt auf und mache nur noch
00:24:14: Aerobic". Das ist ein bisschen unwahrscheinlich. NORA Wer weiß, in seiner Rente? BJÖRN Das kann natürlich sein, obwohl du da ein bisschen optimistisch bist mit 60 und Rente.
00:24:24: NORA Ich weiß. BJÖRN Aber was ich sagen will ist hoffentlich rüber gekommen.
00:24:32: Nämlich: Die Regeln ändern sich, aber das Spiel bleibt gleich.
00:24:37: NORA Ja das ist ein guter Vergleich. Ich werde nämlich auch ganz oft gefragt, wann Storytelling tot ist und dass das jetzt nur so ein Buzzword ist. Dass sich das doch auslaufen wird. Und dann nehme ich genau dieses Beispiel, dass es Geschichten schon immer gab.
00:24:48: Und man muss einfach nur schauen, welche Geschichten zu welchem Format passen. Podcasts, wie wir jetzt welche haben, die
00:24:55: komme auch wie Pilze aus dem Boden. Das ist auch wieder ein Format, wo man Geschichten erzählen kann. Ich glaube auch das Voice Storytelling durch Sprachassistenten eine größere Sache wird. Man muss tatsächlich gucken,
00:25:08: wie man die Kanäle nutzen kann und wie man dort die Story erzählen muss. Natürlich muss ich die ganz anders auf TikTok erzählen, als wenn ich sie
00:25:15: abdrucken möchte. Aber das Prinzip Storytelling wird immer bleiben - Gott sei Dank.
00:25:20: LINA Gute Nachrichten für uns auf jeden Fall. BJÖRN Das stimmt. Aber es ist genau so mit Social Media. Die Sozialen Medien werden auch bleiben.
00:25:30: Vielleicht wird Facebook in 20 Jahren wirklich tot sein, aber irgendwas wird es immer geben, denn die Möglichkeiten sind da
00:25:37: und die Leute wollen sich austauschen. Auch schon vor Social Media gab es die Use Groups und es gab Leute, die sich E-Mails geschickt haben. Da wird sich also nicht wirklich was ändern.
00:25:49: NORA Nein, ich glaube auch. Wenn ich mir die Mediennutzung meines
00:25:52: fast 11-jährigen Sohnes anschaue, dann sehe ich ja auch, was der so benutzt. Beispielsweise Youtube-Tutorials, die ich mir nie im Leben anschauen würde, in denen Leute Spiele besprechen, stundenlang.
00:26:02: Das findet er super. Man braucht Kanäle. Bei Kanälen wie YouTube kann ich mir jetzt auch nicht vorstellen, dass die verschwinden werden, aber andere Plattformen werden irgendwann gehen und dann werden noch krassere und coolere Sachen
00:26:17: kommen. Die wir vielleicht erstmal nicht verstehen. BJÖRN Aber mit der Zeit ist es alles erlernbar.
00:26:23: NORA So schwierig ist es nicht. LINA Also können wir uns noch auf was freuen. Dann danke ich euch beiden sehr für dieses interessante Gespräch, für den ganzen Input, den ihr auch aus euren eigenen Erfahrungen geteilt habt. Ich denke unsere Zuhörerinnen und Zuhörer konnten
00:26:37: einige How-to's mitnehmen und wissen jetzt einmal, was Storytelling ist und vor allem auch, wie es erfolgreich auf Social Media eingesetzt werden kann. Vielen Dank dafür! BJÖRN Immer gern, hat Spaß gemacht. Dankeschön! NORA Danke dir, Lina! LINA Bis bald!
00:26:48: Music.